Unsere Schneeschuhwanderung durchs Tropenhaus
Der Klimawandel zeigt sich in diesem Winter, der sich irgendwie nicht wie Winter anfühlt, recht eindrücklich. Unser Schneeschuhlaufen war deswegen mangels Schnee auch nur ein sportliches Laufen, nämlich durch das Gelände des Tropenhaus Frutigen.
Zuletzt im 2019 besucht, konnte das kleine Grüppchen Aquarianer unter fachkundiger Leitung von Jochen feststellen, dass sich einiges getan hatte vor Ort: die Anzahl der Zuchtbecken hat sich vergrössert, zusätzlich zu Stören werden jetzt auch Egli aufgezogen und im Gewächshaus sind die tropischen Jungpflanzen zu einem richtigen Tropenwald herangewachsen.
Ab 11 Uhr konnten wir uns zuerst einmal während einer zweistündigen hervorragenden Führung von unserer Neugierde leiten lassen und die einzige Frage, die unbeantwortet blieb, war die nach dem Einkaufspreis der 3 jährigen jungen Störe zur weiteren Aufzucht vor Ort. Störe können für ihr Spezialprodukt, Kaviar, frühestens im Alter von 8-10 Jahren weiterverarbeitet werden und geniessen bis dahin die angenehm warmen 18 grädigen Temperaturen, während das Sickerwasser des Lötschbergtunnels (aktuell 50 l/s) soweit herunterkühlt, dass es weitergeleitet werden kann. Ein spannendes Ökosystem also, das präferiert natürlich vorkommende Wasser- und Sonnenenergie nutzt. Auf den Fotos in der Bildergalerie könnt ihr reichlich Störe begutachten, nebst Impressionen unserer interessierten Aquarianer, die nach einem genüsslichen Zmittag mit Tropenhaus-Produkten nochmals auf eigenständige Erkundungstour gingen zum Fische gucken, Chili probieren und tropische Pflanzen entdecken. Ein kurzweiliger Tag und interessanter Ausflug, herzlichen Dank an Jochen für die hervorragende Organisation.
Und noch ein paar Zahlen und Fakten zu Stör und Tropenhaus:
- er ist kurzsichtig, zahnlos und sein Fleisch hat keine Gräten
- kann 100 jährig werden in der Natur
- ein Stör hat keine Schuppen und muss deswegen im Tropenhaus in den Aussenbecken vor Sonnenbrand geschützt werden
- der grösste Stör ist der Beluga mit bis zu 8 m Länge und 1'400 kg Gewicht
- 8-10% des Stör-Eigengewichts entfällt auf den Fischrogen
- im Tropenhaus wird der Rogen nur mit Walliser Salz veredelt, je nach Gewicht der Eier ca. 0.4% Salzanteil
- die Haltbarkeit von frischem Kaviar beträgt gekühlt bis zu 3 Monate, pasteurisiert bis zu 9 Monate
- Störhaut kann zu Leder weiterverarbeitet werden
- das Wasser in den Becken des Tropenhauses wird 3x stündlich komplett erneuert
- die finale Reinigung des Wassers für die Fischbecken erfolgt durch Ultraviolettreinigung
- das Tropenhaus unterhält ein 24/7 Notfallsystem, da Störe maximal 20 Minuten ohne fliessendes Wasser überleben können
- das Wasser in den Zuchtbecken erwärmt sich durch die Energieverbrennung der Fische und die dadurch freigesetzte Wärme wieder von 18 auf 20 Grad
- aktuell leben im Tropenhaus 80'000 Störe und 1 Mio. Egli, die zusammen 1 Tonne Futter pro Tag vertilgen
- der Behauptung, dass es immer weniger Egli in den Schweizer Seen gibt, wurde von Jochen mit Hinweis auf seine zahlreichen Tauchgänge vehement widersprochen
- im Streichelbecken hat sich ein Stör darauf verlegt, den Zuschauern gerne mal eine kleine Dusche durch seine Schwanzflosse zu verpassen
- wer jetzt mal Stör probieren möchte und die Anreise zum Tropenhaus scheut, kann den in jeder Frischfischtheke im Coop bestellen (das Tropenhaus gehört zur Coop-Gruppe)
- eine Bananenstaude benötigt 36 l Wasser pro Tag zum Gedeihen, Avocado insgesamt 1000 l zum Wachsen
Alle Eindrücke des Besuchs im Tropenhaus Frutigen vom 18.02.2024 findet ihr in der Bilder-Galerie.