Wenn die Feuerwehr abtaucht
Es ist Ende März. Trotz Corona-Lockerungen vor gut drei Wochen, sind die Hallenbäder noch geschlossen – eigentlich. Doch eine Gruppe von ca. 10 Leuten trifft sich zur Atemschutzübung im Feuerwehrdepot Uitikon und macht sich auf den Weg in Richtung Allmend: Von dort hat man nicht nur eine schöne Aussicht, sondern es gibt da auch vier 25-Meter-Bahnen Wasserfläche sowie eine Sprunggrube mit zwei Sprungbrettern.
Damit die Feuerwehr im Brandfall schnelle Hilfe leisten kann, gilt es den Umgang mit den Atemschutzgeräten zu üben. Dafür treffen wir uns neben den regulären Übungen rund vier Mal im Jahr bei verschiedenen Szenarien. Grundsätzlich geht es beim Einsatz der Atemschutzgeräte darum, vor «nicht atembarer Umgebung» geschützt zu sein. Dass es sich bei dieser Umgebung auch um Wasser handeln kann, ist den meisten wohl eher weniger bekannt. Denkt man bei der Feuerwehr doch vorwiegend an Feuer! Doch es gilt immer auf alles gefasst zu sein und somit begeben wir uns diesmal auf Tauchreise.
Gemäss Hersteller der Atemschutzgeräte sind diese durchaus darauf ausgelegt, auch unter Wasser zu funktionieren. Eigentlich genauso, wie es jedes Tauchgerät auch tut. Nur bei grösserer Tiefe – ab ca. 2-3 Metern – könnte es schwieriger werden. Denn auch wenn die Funktionsweise der Geräte grundsätzlich dieselbe ist, so sind sie nicht auf den grösseren Wasserdruck in der Tiefe ausgelegt und können diesen im Gegensatz zu Sporttauchgeräten nicht kompensieren. Aber ums Sporttauchen geht es in der Feuerwehr nun wirklich nicht. Wichtig für uns ist es zu wissen, dass wenn wir z.B. in einem verrauchten Haus mit einem Atemschutzgerät in einen Pool fallen sollten, in Bezug auf das Atemgerät keine Gefahr besteht.
Mit Corona-Maske und Badehose bzw. Badeanzug oder Bikini geht es nun also ins leere Hallenbad. Nach einer kurzen Einweisung durch unseren Übungsleiter dürfen wir die Corona- Masken durch die Atemschutzmasken ersetzen und begeben uns damit ins Wasser. Da wir Atemschutzmasken mit Schnellverschluss am Helm haben, müssen wir dazu auch unsere Feuerwehrhelme aufsetzen. Es ist schon ein seltsames Bild, das sich uns da bietet (siehe Fotos) 😊
Dann heisst es erstmal Ausprobieren, wie es sich unter Wasser so atmet und wir schwimmen die 25 Meter hin und zurück. Damit ich mich besser fortbewegen kann, habe ich mir ein paar Flossen eingepackt und es ist wirklich toll: Es ist eigentlich fast wie beim ‘normalen’ Sporttauchen! Der grösste Unterschied macht wohl die Vollgesichtsmaske: Ein Druckausgleich mit Nase zudrücken ist schlicht unmöglich. Ich kriege ihn nur mit Schlucken und Kiefer hin- und herbewegen hin. Aber es geht. Beim Abtauchen sammelt sich zudem Luft unter dem Helm, welchen einem schwer abtauchen lässt. Deshalb heisst es beim Abtauchen erst mal den Kopf nach unten halten um die Luft entweichen zu lassen. Auch ein bisschen Blei hilft dabei. Interessanterweise ist das Unterwasserbild durch die gebogene Scheibe weit weniger verzerrt als ich erwartet hätte.
Wir werden mutiger und springen mit den Geräten und Helm erst vom Beckenrand, dann vom Startblock und schlussendlich auch von den Sprungbrettern. Alles kein Problem: Sowohl Helm wie auch Maske sitzen gut, wenn man sie beim Eintauchen leicht festhält. Der Schwimm- und Tauchtest war also erfolgreich. Und auch unter drei Meter Tiefe, am Boden der Sprunggrube, liess es sich noch einwandfrei atmen. Wir sind gespannt, ob wir jemals in die Situation kommen werden, unsere Geräte in einem Ernstfall unter Wasser einsetzen zu müssen. Aber es ist beruhigend zu wissen, dass das überhaupt kein Problem ist.
Frisch geduscht und – für eine Atemschutzübung ungewöhnlich – unverschwitzt verlassen wir das Hallenbad um die Geräte im Feuerwehrdepot zu retablieren. Denn wie heisst es bei uns so schön: Nach dem Einsatz ist vor dem Einsatz.
Text: Monika Jud
Fotos (siehe Gallerie oben): Monika Jud, Markus Armbruster